The problem of bourgeois revolutions in Brazil claims the historians' attention whenever they analyse the history and forms of the Brazilian state. Especially with regard to times of revolutionary changes - which cover the long period from the independence in 1822 to the revolutions of 1889 and 1930 up to the military dictatorship of 1964 - the question of bourgeois revolutions is on the agenda. The author discusses different views of Brazilian historians on the topic in the past and in the present
"Einleitend weist der Verfasser darauf hin, daß seit Mitte der sechziger Jahre auch die lateinamerikanischen Streitkräfte in die verschärfte Klassenauseinandersetzung einbezogen sind. Seitdem fungieren sie in einigen Ländern als Träger faschistischer oder tendenziell faschistischer Diktaturen (oligarisch-proimperialistischer Typ militärischer Machtausübung), in anderen als Träger national-progressiver Umgestaltungen. Aus dieser Dualität könne jedoch nicht auf die Existenz einer faschistischen und einer linken Klassenlinie im lateinamerikanischen Militär geschlossen werden. Es bestätige sich vielmehr die Erkenntnis von K. Marx über die beiden Grundrichtungen militärischen Verhaltens (revolutionäre Initiative oder Präorianertum). Den national-progressiven Typ differenziert der Verfasser in einen dominierenden Militärreformismus und in eine "militärische Linke" als Träger revolutionär-demokratischer Veränderungen. Diese Variante analysiert der Verfasser am Beispiel des brasilianischen Tenentismo, dessen historische Rolle u.a. in Auseinandersetzung mit bürgerlichen "Deutungs"versuchen untersucht wird. Dabei zeigt er die Versuche militärfaschistischer Ideologen auf, mit Hilfe des Tenentismo historische Traditionslinien nachzuweisen und zu begründen, um der Militärdiktatur von 1964 eine Legitimierung zu verschaffen. Zugleich enthüllt er die Bemühungen der Ideologen des Militärstaates, die beiden Klassenlinien des Tenentismo (nationalreformistisch und revolutionär-demokratische) zu verfälschen, um so die sich ebenfalls auf den Tenentismo berufende "Linke" ideologisch zu entmachten. Der Verfasser weist nach, daß zwischen der revolutionär-demokratischen Bewegung der Tenentes der zwanziger Jahre, die einen antioligarchischen und antiimperialistischen Charakter trug, und der militärfaschistischen und proimperialistischen Diktatur von 1964 keine historische Kontinuität besteht. Gleichzeitig arbeitet er heraus, daß eine Traditionslinie von der nationalreformistischen Komponente des Tenentismo um Juarez Tavora (Interventions"doktrin") bis zur putschenden Generalität von 1964 gezogen werden kann. Sie bestehe in der Planung und Ausführung konterrevolutionärer Staatsstreiche seit 1937 und zeige sich auch darin, daß ehemalige Tenentes am Staatsstreich von 1964 beteiligt waren und danach hohe Regierungsämter bekleideten. Ihr "weicher Liberalismus" förderte den Ausbruch von Konflikten mit der "harten Linie" (linha dura) des brasilianischen Militärs." (Autorenreferat)